Produktkreisläufe und Ecodesign – ein Blick hinter das Produkt lohnt sich!

Täglich werden wir mit unzähligen Werbebotschaften konfrontiert. Produkte buhlen mit Aussehen, Leistung, Funktion und Komfort nach unserer Aufmerksamkeit. Wie steht es aber um die Nachhaltigkeit? Was wird getan, um Konsument:innen die Auswahl nachhaltiger Produkte zu erleichtern?

Frau mit gelockten roten haaren repariert eigenständig einen Computer

iStock/Eleganza

Die Ressourcen unseres Planeten sind begrenzt und wenn wir unsere Lebensgrundlagen für uns und zukünftige Generationen erhalten wollen, müssen wir unser Konsumverhalten und unsere Produktionsprozesse ändern. Einer dieser Wege erfolgt durch das sogenannte Ecodesign. Damit ist die umweltgerechte Produktentwicklung gemeint, die sich an den drei Säulen der Nachhaltigkeit orientiert. Sie vereint ökologische, ökonomische und soziale Aspekte mit dem Ziel, Ressourcen möglichst effizient zu nutzen und dabei den größtmöglichen Mehrwert für alle zu schaffen. Dies geschieht über den gesamten Produktlebenszyklus, in dem negative Umweltauswirkungen minimiert und sozial gerechte Bedingungen gefördert werden.

Wirtschaften in Kreisläufen statt in Linien

Die ökologische Produktentwicklung ist eng mit der so genannten Kreislaufwirtschaft verbunden. Im Gegensatz zur viel verbreiteten linearen Wirtschaft, die auch als Wegwerfwirtschaft bezeichnet wird, zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, Produkte und Rohstoffe möglichst lange im System zu halten. Dabei geht es einerseits darum, die Lebensdauer von Produkten durch Teilen, Vermieten und Reparieren zu verlängern. Andererseits sollen Produkte am Ende ihres Lebenszyklus nicht einfach entsorgt, sondern wiederaufbereitet beziehungsweise die Materialien zumindest recycelt werden. So bleiben alle Rohstoffe dem sogenannten Wertstoffkreislauf erhalten und die Abfälle werden auf ein Minimum reduziert. Aber nicht nur das: Wirtschaften im Kreislauf verringert die Treibhausgasemissionen – denn die Kreislaufwirtschaft reduziert den Energie- und Materialeinsatz, der für die Herstellung neuer Produkte notwendig wäre.

Prinzipien des Ecodesigns

Ecodesign widmet sich nicht nur der Frage, ob ein Produkt nachhaltig ist, sondern auch, wie es hergestellt bzw. genutzt und entsorgt wird. Alle Phasen des Lebenszyklus, die anschließend genauer erläutert werden, verbrauchen Ressourcen und haben somit Auswirkungen auf unsere Umwelt. Daher ist es wichtig, den gesamten Lebensweg eines Produktes zu betrachten. Die ökologische Produktentwicklung orientiert sich an folgenden sechs Prinzipien:

  • Langlebigkeit: Eine lange Nutzungsdauer reduziert den Material- und Energieeinsatz, der für neue Produkte aufgewendet werden müsste. Die Lebensdauer eines Produktes hängt jedoch nicht nur von technischen Ansatzpunkten wie der Materialwahl ab. Ebenso wichtig ist die Bereitschaft, diese Produkte nicht vorzeitig zu entsorgen.
  • Reparierbarkeit: "Reparieren statt wegwerfen!“ – Wenn Produkte zum Beispiel modular aufgebaut sind und defekte Teile einfach ausgetauscht oder repariert werden können, verlängert das die Lebensdauer des Produkts. Das spart wertvolle Ressourcen und reduziert Abfall!
  • Ressourceneffizienz: Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ zielt Ecodesign darauf ab, den Energie-, Material- und Wasserverbrauch von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und den Transport bis hin zur Nutzungsphase so gering wie möglich zu halten. Auf topprodukte.at finden Sie Produkte, die in der Nutzungsphase besonders energieeffizient sind. 
  • Kreislauffähigkeit: Produkte sollen so gestaltet werden, dass sie in einem geschlossenen Stoffkreislauf „unendlich“ wiederverwendet werden können. Das Recycling oder die Wiederverwendung als Sekundärmaterial am Ende einer Nutzungsphase spart somit den Einsatz neuer Primärrohstoffe und deren Umweltauswirkungen.
  • Einsatz nachwachsender Rohstoffe: Dieser ist wichtig für den schonenden Umgang mit endlichen Ressourcen und trägt dazu bei die Lebensgrundlagen, wie wir sie heute kennen, für künftige Generationen zu erhalten.
  • Problemstoffarmut:  Aus Gründen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sollten Produkte keine oder wenig problematische Stoffe enthalten.

Was ist graue Energie?

Wie viel Umweltbelastung tatsächlich hinter einem Produkt steckt, wird deutlich, wenn die dafür eingesetzte graue Energie betrachtet wird. Unter grauer Energie versteht man den versteckten Energiebedarf, der von der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung über die Herstellung, den Transport und die Lagerung bis hin zur Entsorgung benötigt wird. Dazu gehört auch die Menge an Energie, die benötigt wird um die Voraussetzungen für die Produktion zu schaffen - zum Beispiel: die Herstellung und Instandhaltung aller notwendigen Maschinen, Transportmittel oder Infrastruktur. Hier einige Beispiele:

  • Wasser: In 0,5 Liter Wasser aus der Flasche stecken 0,7 kWh graue Energie. Das ist etwa 1.000-mal mehr Energie als für die gleiche Menge Leitungswasser.
  • Jeans: Eine Jeans verursacht durchschnittlich 40 kWh graue Energie - das entspricht etwa 400 Stunden Fernsehen.
  • Smartphones: In einem Smartphone stecken 220 kWh graue Energie - damit könnte ein Handy 50 Jahre lang aufgeladen werden (DW, 2018).

Nachhaltig konsumieren

Für unsere Umwelt ist der beste Konsum sich zunächst einmal die Frage zu stellen: Was brauche ich wirklich? Die Devise lautet: Weniger konsumieren und darauf achten, dass die Produkte nachhaltig und von guter Qualität sind. Worauf es sich lohnt beim Kauf von Produkten zu achten:

  • Regionalität: Weite Transportstrecken erhöhen den Anteil grauer Energie – achten Sie darauf wo Ihre Produkte hergestellt werden!
  • Modularer Produktaufbau und Reparierbarkeit: Ähnlich einem „Baukastensystem“ erhöht ein modularer Produktaufbau die Lebensdauer eines Produktes, indem einzelne Komponenten einfach und kostengünstig demontiert und ausgetauscht werden können. Darüber hinaus ermöglicht dieses flexible System eine einfache Individualisierung von Produkten wie z. B. Smartphones. So muss nicht sofort ein neues Handy gekauft werden wenn die Kameraqualität oder Speicherkapazität nicht mehr ausreichen sollte.
  • Materialien: Bei Produkten und Verpackungen auf nachwachsende Rohstoffe und recycelbare Materialien achten.
  • Verpackung: Ideal wäre möglichst keine Verpackung zu verwenden, ansonsten auf Materialien mit nachwachsenden Rohstoffe zu achten.
  • Product-as-a-Service (PaaS): Nur wenige Produkte müssen wirklich gekauft werden. Die Grenze zwischen Produkt und Dienstleistung verschwimmt mehr und mehr. Problemlos lassen sich Produkte auch leihen und nach Gebrauch wieder abgegeben. Dies birgt ein großes Potenzial für die Kreislaufwirtschaft, da einerseits Ressourcenkreisläufe geschlossen werden und andererseits die Hersteller aus Eigeninteresse auf langlebige Produkte setzen - geplante Obsoleszenz beziehungsweise eine Verkürzung der Produktlebensdauer macht hier keinen Sinn mehr!
  • Siegel: Es gibt eine Vielzahl von Siegeln und Zertifizierungen, die z. B. besonders nachhaltig und fair produzierte Produkte kennzeichnen. Aber Vorsicht, nicht alle meinen es gut - achten Sie auf Greenwashing! Dabei stellen sich Unternehmen „grüner“ dar, als sie eigentlich sind und wollen Kund:innen mit falschen oder unklaren Aussagen bewusst in die Irre führen.
  • Energieeffizienz: Bei elektronischen Geräten spielt auch die Phase der Nutzung eine wichtige Rolle für die Ökobilanz. Achten Sie daher auf besonders energieeffiziente Produkte - einen Überblick finden Sie auf topprodukte.at.

Jeder kann sich einbringen unsere Klimaziele zu erreichen. Ein bewusster, verantwortungsvoller und nachhaltiger Konsum ist eine Möglichkeit von vielen. Mit dem Bewusstsein, dass unser Blick auf die Produktwelt nicht nur durch Werbebotschaften bestimmt sein sollte, sondern Produktkreisläufe, graue Energie und Ecodesign unseren Entscheidungsprozess mitbestimmen können, ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft getan.

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Reparieren mit Herrn Franz

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