Schritt für Schritt zum Sanieren

Eine Bauarbeiterin sitzt auf einem Gerüst eines Wohnhauses und ruft etwas hinunter.

BMK/Philipp Grausam

Sie ziehen eine Sanierung in Betracht? Dann geht es Ihnen wahrscheinlich wie vielen Sanierungswilligen vor Ihnen – es ist eine vollkommen neue Situation für Sie und Sie haben viele Fragen: Wie gehe ich das an? Wie finde ich einen guten Handwerksbetrieb? Ist das ein gutes Angebot? Was kann ich in Eigenregie durchführen? Wir geben Ihnen Orientierung über die einzelnen Schritte einer Sanierung, vom Entscheidungsprozess bis zur Umsetzung.

Wussten Sie, dass ...

  • … die Reihenfolge der Maßnahmen für ein gutes Gesamtergebnis sehr wichtig ist.
  • … eine gute Vorbereitung und Planung die Sanierungsdauer und die Kosten senken kann.
  • … Sie immer mehrere Angebote einholen sollten.

1. Schritt: Solide Entscheidungsgrundlagen schaffen – Energieberatung und Energieausweis

Sie haben schon konkrete Maßnahmen im Kopf? Oder stehen Sie noch ganz am Anfang der „Sanierungsreise“? In jedem Fall ist es sinnvoll, sich in einem allerersten Schritt eine Energieberatung ins Haus zu holen. Alle Bundesländer haben eine Energieberatungsstelle, bei der Sie gezielt nach einer Sanierungsberatung vor Ort fragen können.

Die Energieberaterin oder der Energieberater kommt zu Ihnen ins Haus, bespricht mit Ihnen Ihre Wünsche und Vorstellungen, sieht sich das Gebäude genau an und gibt Ihnen einen ersten Überblick darüber, was technisch möglich und sinnvoll ist sowie mit welchen Förderungen Sie rechnen können. Die Ausgaben für eine solche Beratung sind gering, der Nutzen aber mit konkreten Empfehlungen und auch einer ersten Kosteneinschätzung enorm!

Noch mehr Informationen erhalten Sie, wenn Sie ein detailliertes Sanierungskonzept oder einen Sanierungsfahrplan erstellen lassen. In einigen Bundesländern wird dies im Zuge der Sanierungsberatung automatisch angeboten. Falls nicht, helfen Ihnen die Beratungsstellen jedenfalls weiter.

Der Energieausweis: Im Fall einer umfassenden Sanierung wird für Baubehörde und Förderstelle als Nächstes ein Energieausweis notwendig sein. Der Energieausweis muss von der Energieberatung gesondert beauftragt werden. Er enthält neben ausführlichen Informationen zu Ihrem Gebäude im aktuellen Zustand auch Empfehlungen, welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll sind und wie sehr der Energieverbrauch durch eine Sanierung gesenkt werden kann (Siehe auch Factsheet).

Unser Tipp: Es ist sehr einfach, mehrere Sanierungsvarianten durchzurechnen, sobald die Daten Ihres Gebäudes erfasst wurden. Anhand der Energieeinsparungen und der mit den einzelnen Varianten verbundenen Kosten können Sie sich danach leichter für ein Maßnahmenpaket entscheiden. Diese Vorteile sprechen für einen Energieausweis.

2. Schritt: Planung

Die grobe Richtung steht? Jetzt beginnt die eigentliche Planung. Anhand des Sanierungsumfangs können Sie entscheiden, ob Sie selbst Angebote bei Handwerksunternehmen einholen und die Koordination übernehmen oder diese Aufgabe lieber einem Planungsbüro überlassen. Bei umfassenden Sanierungen ist die Unterstützung durch einen Profibetrieb oft sehr hilfreich, da Angebotseinholung, Koordination der Gewerke auf der Baustelle, Endabrechnung und auch Qualitätskontrolle mit vielen Entscheidungen, Fachkenntnis und einem gewissen Aufwand verbunden sind. Mehr Information zum Planungsprozess finden Sie hier.

3. Schritt: Förderung beantragen

Weil thermische Sanierungsmaßnahmen zu Energieeffizienz und Klimaneutralität beitragen, werden sie in fast allen Fällen von öffentlicher Seite gefördert. Nicht immer ist es notwendig, diese Förderungen schon vor Beginn der Sanierung zu beantragen. Informieren Sie sich trotzdem schon vor Sanierungsstart!

Es gibt verschiedene Förderschienen von Bund und Ländern für die unterschiedlichen Maßnahmenpakete. Diese Förderungen können meistens kombiniert werden, zusätzlich gewähren auch viele Gemeinden für bestimmte Maßnahmen eine Förderung. Die Auszahlung der Förderung erfolgt häufig in Form eines einmaligen Zuschusses. In einigen Bundesländern gibt es auch sogenannte Annuitätenzuschüsse, das bedeutet, dass die Förderung als jährlicher Zuschuss zu einem Kredit ausgezahlt wird. Die Berechnung der genauen Förderhöhe kann erst erfolgen, wenn die genauen Maßnahmen (mit den tatsächlichen Kosten) erfolgt sind.

Ganz ins Blaue hinein müssen Sie aber nicht investieren: Im Rahmen einer Sanierungsberatung erhalten Sie bereits frühzeitig eine recht genaue Abschätzung über die voraussichtliche Gesamthöhe aller Förderungen, die Sie in Ihrem konkreten Sanierungsprojekt in Anspruch nehmen können.

4. Schritt: Angebote einholen und Betriebe beauftragen

Sie koordinieren die Sanierungsmaßnahmen selbst? Dann können Sie nun Angebote von Handwerksbetrieben einholen. Klären Sie genau ab, was angeboten werden soll, um Vergleichbarkeit zu bewahren. Der Sanierungsenergieausweis oder das Sanierungskonzept sind dafür die richtige Grundlage. Wenn Ihnen eine Fachkraft eine Alternative zur gewünschten Ausführungstechnik oder zum Material empfiehlt, sollte das Ergebnis der Sanierung jedenfalls gleichwertig zu den ursprünglichen Empfehlungen sein. Das gilt insbesondere, wenn für die Sanierungsförderung bestimmte U-Werte oder Vorgaben zu erfüllen sind.

Bei der Auswahl von Handwerksbetrieben ist Vertrauen wichtig. Trotzdem dürfen und sollen Sie auch auf die Erfahrungen von Menschen aus Ihrem Umfeld bauen. Hören Sie sich um! Die Bewertungen im Internet können Anhaltspunkte bieten, glauben Sie Ihnen aber nicht vorbehaltlos. Fragen Sie lieber Ihren Wunschbetrieb aktiv nach Referenzprojekten und praktischer Expertise. Dies gilt besonders, wenn Sie moderne ökologische Dämmstoffe einsetzen möchten oder eine etwas speziellere Sanierungsvariante geplant haben. Einfacher wird die Suche, wenn Sie regionale Plattformen wie „Partnerbetrieb Traumhaus Althaus“ in Vorarlberg oder „Qualitätsplattform Sanierungspartner“ im Osten Österreichs nutzen.

Unser Tipp: In jedem Fall gilt: Ein Angebot ist kein Angebot! Holen Sie mindestens zwei, besser drei oder mehr Angebote ein. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch wenn es mit Alternativangeboten länger dauert. Im Zweifel kann ein Vergleich der Angebote mit Unterstützung einer Energieberaterin oder eines Energieberaters Sinn machen.

Klären Sie bei der Beauftragung auch den Zeitplan und weitere Details zur Baustelle. Was muss vor dem Start erledigt sein? Wie und in welcher Zeit erfolgt die Übergabe und die Zusammenarbeit zwischen den Gewerken, wenn beispielsweise der Installationsbetrieb die Fußbodenheizung verlegen muss, bevor die Estrichfachkräfte kommen und dazwischen noch mal kontrolliert werden soll? Muss beispielsweise ein WC zur Verfügung gestellt werden? Wann darf gearbeitet werden? Wer hat einen Schlüssel? Wer entsorgt Schutt und Material? Wie wird übermäßige Lärmbelastung der Nachbar:innen verhindert? Und auch: In welcher Form werden etwaige Zusatzleistungen vereinbart, die sich erst im Laufe der Sanierung als notwendig oder gewünscht herausstellen? Halten Sie – wenn möglich – alle Änderungen und Zusatzaufträge schriftlich/per E-Mail fest, damit bei der Endabrechnung keine Überraschungen folgen.

 

5. Schritt: Baustellenvorbereitung

Sind alle Aufträge vergeben und die ersten Behördenwege erledigt, kann es mit Ihrem Sanierungsprojekt endlich auch sichtbar losgehen. Meistens stehen in einem ersten Schritt gröbere Arbeiten an. Der Dachboden muss freigeräumt, Verkleidungen müssen abgerissen, womöglich sogar Wände, Türen oder Leitungen entsorgt werden. Das Gute daran: Abrissarbeiten und die Baustellenvorbereitung sind in den allermeisten Fällen mit keinen Behördenwegen vorab verbunden, Sie können damit frühzeitig beginnen. Außerdem ist an dieser Stelle Eigenleistung häufig gut möglich oder sogar notwendig. Natürlich sollten Sie vor Abrissarbeiten mit dem beauftragten Baumeisterbetrieb oder anderen Gewerken besprechen, was Sie tun möchten und worauf Sie achten sollten.

6. Schritt: Auf der Baustelle: Sauberkeit, Entsorgung, Arbeitszeiten

Wenn die Baustelle vorbereitet ist, können die eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen. Wichtig für Sie zu wissen: Auf der Baustelle gibt es eine geschriebene oder ungeschriebene Hausordnung, über die sich alle Beteiligten verständigen sollten. Dazu zählen neben den nahe liegenden und rechtlich geregelten Themen wie die Absicherung der Baustelle, Sicherheitseinrichtungen vor Ort und Versicherung auch ganz alltägliche Fragestellungen: Darf ein WC benutzt werden oder wird ein mobiles WC aufgestellt? Wo können Werkzeuge und Material sicher gelagert werden? Gibt es Waschmöglichkeiten und Räume, die für Pausen und Mahlzeiten zur Verfügung stehen? Zu welchen Zeiten sind besonders laute Arbeiten anderen Menschen im Haus zuliebe zu vermeiden? Wo können Fahrzeuge abgestellt werden? Wer räumt die Baustelle auf und wann? Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, sich bei Nachbarinnen und Nachbarn oder Bekannten über örtliche Gepflogenheiten auf der Baustelle zu informieren, wenn Sie selbst damit noch nicht vertraut sind.

Außerdem sollten Sie sich zu Beginn überlegen, wie oft Sie auf der Baustelle vorbeischauen und, sofern Sie selbst die Arbeiten koordinieren, ob und wann es regelmäßige Baustellenbesprechungen geben soll sowie wer diese einberuft. Nicht vergessen: Dokumentieren Sie den Baufortschritt, am besten schriftlich und in Form von Fotos. Nur so lässt sich auch nachträglich nachvollziehen, was in welcher Reihenfolge geschehen ist.

Auch wenn Eigenleistungen vorgesehen sind, sollten diese gut geplant und mit den Profis vereinbart sein. Rechnen Sie genug Zeitpuffer ein und vereinbaren Sie mit freiwilligen Hilfskräften zeitgerecht, wann und in welchem Umfang Sie Unterstützung benötigen. Das gilt besonders, wenn die Arbeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt fertiggestellt sein müssen, bevor der nächste Schritt erfolgen kann.

7. Schritt: Abschluss und Fertigstellung

Auch wenn es nach Abschluss der Arbeiten oft schnell gehen muss – besprechen Sie noch einmal ausführlich, was gemacht wurde. Damit Sie im sanierten Haus auch gut zurechtkommen, fragen Sie daher: Wie sind die neuen Fenster zu öffnen und zu schließen; muss etwas nachgestellt werden; was ist beim Lüften zu beachten? Wie funktioniert die neue Heizung und was ist unterjährig zu tun? Wie funktioniert das Raumthermostat, was kann und darf an der Fußbodenheizung oder im Heizraum eingestellt werden?

8. Schritt: Abrechnung

Erst nachdem alle offenen Fragen auf der Baustelle geklärt und auch tatsächlich alle vereinbarten Arbeiten abgeschlossen sind, sollten Sie die Abrechnungen überprüfen. Setzen Sie, so vorhanden, auch auf Abnahmeprotokolle. Sind einzelne Maßnahmen nachweislich nicht wie vereinbart umgesetzt worden, können Sie auf Nachbearbeitung bestehen oder einen Preisabschlag ausverhandeln. Als Laie ist dies manchmal nicht ganz einfach, daher können Sie sich auch hier Profis, zum Beispiel Energieberater:innen, zur Unterstützung holen.

9. Schritt: Genießen

Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen darf in erster Linie ausgiebig gefeiert werden. Stellen Sie sich schon mal darauf ein, dass Sie nun öfter von Ihrem Sanierungsprojekt erzählen und Ihre Erfahrungen weitergeben werden. Übrigens: Da es so hilfreich ist zu wissen, wie andere ihr Sanierungsprojekt umgesetzt haben, gibt es Plattformen wie „Niederösterreich gestalten“, auf denen besonders gelungene Sanierungsprojekte vorgestellt und beschrieben werden. Vielleicht möchten Sie Ihre Erfahrungen und das „Nachher-Gefühl“ auch selbst mit denen teilen, die ihre Sanierung noch vor sich haben?

Fachbegriffe

Eine zuvor übermittelte Leistungsbeschreibung oder ein Leistungskatalog macht den Vergleich von Angeboten einfacher. Wichtig ist es auch, optionale Leistungen von denen, die unbedingt anzubieten sind, klar abzugrenzen. Ein Beispiel für eine optionale Leistung: Ihre Energieberatung hat einen Wandaufbau mit einem bestimmten Dämmstoff vorgeschlagen. Der Baumeisterbetrieb möchte Ihnen eine Alternativlösung vorschlagen, mit der er gute Erfahrungen gemacht hat. Damit sein Angebot mit anderen vergleichbar ist, kann die Alternativlösung als optionale Leistung angeboten werden.

Auf jeder Baustelle arbeiten unterschiedliche Gewerke, manche gleichzeitig, manche nacheinander. Damit die Fenster eingesetzt werden können, muss vorher ein Maurerbetrieb die Öffnungen verputzen. Der Installationsbetrieb montiert die Heizungsanlage im Keller, Licht und weitere Elektroleitungen werden aber unter Umständen danach von einem Elektroinstallationsbetrieb übernommen. Nach dem Baumeisterbetrieb muss auch noch eine Spenglerei an die Fassade, um Abschlüsse und Dachrinnen wiederherzustellen. Wer wann auf die Baustelle kommt und wer mit wem wie spricht, sollte mit den einzelnen Unternehmen gut abgesprochen sein.

Eine Generalunternehmung (GU) übernimmt die Verantwortung auf der Baustelle, koordiniert den Ablauf und sorgt dafür, dass alle Gewerke zum richtigen Zeitpunkt auf der Baustelle sind und über die notwendigen Informationen verfügen. Bei kleineren Sanierungsprojekten wird häufig auf eine GU verzichtet. Dennoch muss die Sanierung nicht ganz ohne Unterstützung von fachlicher Seite ablaufen. Sie können sich durchaus an kritischen Punkten, zum Beispiel vor der Beauftragung, nach der Fertigstellung oder für die Prüfung der Abrechnungen, fachlichen Rat holen. Die Kosten dafür sind gut investiert!

Factsheets: Schritt für Schritt zur Sanierung

Broschüren

Alles anzeigen