Dämmstoffe

Von Hanf über Holzfaser bis zur Schafwolle oder Stroh: Nachhaltige Dämmstoffe decken einen breiten Einsatzbereich ab. Sie sind eine gute Alternative zu synthetischen Dämmstoffen wie expandiertem Polystyrol (EPS). Die richtige Dämmung der Gebäudehülle hilft CO₂, Kosten und Energie zu sparen.

Dämmen ist sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung in den letzten Jahren ein wichtiges Thema für das energieeffiziente Bauen geworden. Über die Hälfte des Endenergieverbrauchs österreichischer Haushalte fließt in die Heizung. Werden im Zuge einer Althaussanierung Außenwände, Dach und Kellerdecke gedämmt und die Fenster getauscht, so können bis zu 80 % der Heizkosten eingespart werden. Die richtige Dämmung der Gebäudehülle kann einen wichtigen Beitrag leisten, um Energie, CO2 sowie Geld zu sparen und den Wert des Gebäudes zu steigern.

Verbessertes Wohlbefinden und Schutz vor Bauschäden

Eine gute Wärmedämmung ist eine Grundvoraussetzung für ein behagliches Wohnklima. Tritt im Winter trotz hoher Raumlufttemperatur ein unbehagliches Gefühl auf, wird das meist durch kalte Oberflächen von Wänden, Decken bzw. Böden verursacht. Bei einem nicht oder schlecht gedämmten Haus können im Winter die Außenwände an der Rauminnenseite bis 10 °C abkühlen (an windexponierten Ecken noch tiefer). Dadurch kann sich an den Oberflächen Kondensat bilden und die Gefahr der Schimmelbildung steigt. Mit Wärmedämmung entsprechend den aktuellen Standards sinkt auch bei einer Außentemperatur von –20 °C die Temperatur der Außenwände nie unter 18 °C. Somit ist eine geringere Raumlufttemperatur erforderlich, man fühlt sich behaglich und senkt die Heizkosten. Im Sommer wirkt die Dämmung umgekehrt und sorgt für behagliche Kühle.

Wahl des Dämmstoffes

Dämmstoffe können nach ihren hauptsächlichen Ausgangsstoffen grob in drei Kategorien eingeteilt werden: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (nawaro), Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen und Dämmstoffe aus fossilen Rohstoffen. Folgende Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben sich bereits am Markt etabliert und sind eine gute Alternative zu konventionellen Dämmstoffen.

Stroh

Stroh ist ein in großen Mengen regional verfügbarer, nachwachsender Rohstoff und stellt ein Nebenprodukt der landwirtschaftlichen Produktion dar. Für die Qualität ist der Feuchtegehalt entscheidend, der beim Einbau unter 15 % liegen sollte, um Schimmelbildung zu vermeiden. Bei der Herstellung der Ballen muss darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Fremdmaterial mitgepresst wird, die Halme gleichmäßig ausgerichtet sind und die Pressdichte hoch und gleichmäßig ist (spezielle Geräte). Dies garantiert die gute Wärmedämmwirkung, den Brand- und Schallschutz sowie den Schädlingsschutz. Bei Transport, Lagerung und Verarbeitung muss der Feuchtegehalt kontrolliert werden.

Stroh hat eine gute Dämmwirkung und ist wasserdampfdurchlässig. Das Hauptproblem bei losem Stroh - die leichte Brennbarkeit - ist bei Strohballen oder - platten durch die dichte Pressung nicht mehr gegeben.

Zellulose

Zellulosedämmstoff wird bereits seit über 80 Jahren in Kanada und Skandinavien, in Österreich seit ca. 40 Jahren verwendet. Ausgangsmaterial ist sortiertes Zeitungspapier. Die in Österreich erhältlichen Produkte werden vorwiegend in Österreich, Schweiz und Tschechien hergestellt. Altpapier wird in mehrstufigen Zerreiß und Mahlverfahren zerfasert und zum Schutz gegen Brand, Ungeziefer und Mäuse mit rund 8 bis 15 % Borsalzen vermischt. Als boratfreie Alternative könnenAmmoniumpolyphosphate als Flammschutzmittel und Rindenharze als Anti-Schimmelmittel verwendet werden. Zellulose in Platten wird mit Hilfe von Fasern aus Kunststoffen, Stärke oder Jutegarn aus Alttextilien und Bindemittel (Ligninsulfonat, Aluminiumsulfat oder Tallharz) gestützt.

Zellulosefasern sind dampfdiffusionsfähig, feuchtigkeitsausgleichend und gut schalldämmend

Flachs

Flachs benötigt kaum Dünger, da Flachs sehr sensibel auf Nährstoffüberangebot reagiert. Nach der Ernte werden die Fasern in Kurz- und Langfasern getrennt. Für die Herstellung des Dämmstoffs werden die Kurzfasern des Flachses verwendet, die Langfasern werden zu Textilien verarbeitet. Nach der Beschichtung mit Flammschutzmittel werden die Fasern in Nadelwalzen ausgerichtet und mit Bindemittel (Kartoffelstärke oder Bikomponenten-Kunststofffasern) als Kleber verbunden. Das so entstandene Flachsvlies wird zu Dämmplatten geschnitten. Flammschutzmittel und Bindemittel sind zu je etwa 10 % enthalten.

Flachsfasern haben einen guten Dämmwert. Flachs kann unbeschadet Feuchtigkeit aufnehmen. Die Fasern bestehen aus Zellulose und sind frei von tierischem Eiweiß und damit beständig gegen Motten und Schimmelpilz. Zusätzlich werden die Fasern durch Flachswachs geschützt.

Hanf

Hanf ist eine der ältesten heimischen Kulturpflanzen. Er kann in drei Monaten bis zu vier Meter hoch werden, ist sehr robust und anspruchslos und gilt als Bodenverbesserer. Durch eigene Bitterstoffe ist er besonders resistent gegen Schädlinge. Der Einsatz von Pestiziden oder Herbiziden ist deshalb nicht notwendig. Der bei uns verarbeitete Hanf kommt aus Österreich, Ungarn, Frankreich, Deutschland, Holland und Belgien.

Die Hanffaser ist äußerst (reiß)fest und feuchtigkeitsbeständig, sie kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit speichern und ohne wärmetechnische Verluste wieder abtrocknen. Durch natürliche Bitterstoffe ist eine natürliche Resistenz gegen Fäulnis, Ungeziefer, Nagetiere und Schimmel gegeben. Zudem enthält sie kein Eiweiß und ist somit sehr resistent gegen Abbauprozesse.

Holzfaser-Dämmstoffe

Holzfaserplatten werden bis zu 96 % aus Resthölzern der Sägeindustrie, wie Fichten-, Tannen- oder Kiefernholz, erzeugt. Das Holz wird zu Hackschnitzeln zerkleinert, thermisch und mechanisch zu feinen Holzfasern aufgeschlossen. Die Festigkeit wird durch die holzeigenen Naturharze gegeben, die durch Aluminiumsulfat aktiviert werden. Die Platten werden im Nass- oder Trockenverfahren hergestellt. Das Nassverfahren benötigt viel Energie. Mit Wasser wird ein Brei angerührt und anschließend getrocknet. Das Trockenverfahren braucht bis zu 40 % weniger Energie pro Tonne hergestellter Platten. Polyurethan- Klebstoffe (PUR-Harze) dienen als Bindemittel.

Für feuchteresistente Platten werden je nach Einsatzgebiet Hydrophobierungsmittel (Bitumen, Wachs sowie Bitumenersatz auf Naturharzbasis) zugesetzt. Werden dickere Platten benötigt, werden im Trockenverfahren die Schichten mittels Weißleim miteinander verleimt, im Nassverfahren braucht es keine zusätzlichen Klebstoffe. Holzfaser-Dämmplatten, die im Nassverfahren hergestellt werden, enthalten bis auf geringe Mengen Aluminiumsulfat ausschließlich Holzfasern.

Die Holzfaserdämmplatte ist wasserdampfdurchlässig und ermöglicht eine diffusionsoffene Bauweise. Besonders vorteilhaft ist das für Holz typische, ausgeprägte Sorptions- und Desorptionsverhalten, wodurch eine schadlose Feuchteaufnahme bis 20 Gewichtsprozent möglich ist, ohne dass der Dämmstoff nass wird und dabei an Dämmwirkung verliert. Die wärmedämmende Wirkung ist gut, dazu kommen eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und gute Schallschutzeigenschaften.

Kork

Kork ist ein nachwachsender Rohstoff und wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Korkeichen können bis zu 150 Jahre Kork liefern. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen in Portugal, weitere in Spanien, Italien und Nordwestafrika. Kork zum Dämmen gibt es als "natur" oder "expandiert" (auch "Backkork" genannt). Korkdämmplatten werden ohne weitere Bindemittel aus expandiertem Kork hergestellt. Die Korkrinde wird zermahlen. Das Korkgranulat wird in Druckbehältern mit ca. 370 °C heißem Wasserdampf gebacken. Dabei expandiert der Kork um 20 bis 30 % seines Volumens und wird durch das korkeigene Harz gebunden. Fettsäuren, die Nahrung für Bakterien sein könnten, werden damit ausgetrieben. Korkschrot wird auch aus recyclierten Flaschenkorken oder Abfällen aus der Kork-Bodenproduktion hergestellt.

Kork speichert zehnmal mehr Wärme als z. B. Mineralfaserdämmstoffe. Dämmplatten aus Kork sind relativ unempfindlich gegen Feuchtigkeit und verlieren bei Feuchteeinwirkung nur wenig ihrer Dämmwirkung. Kork ist formbeständig, behält seine Elastizität und ist aufgrund seiner Masse auch schalltechnisch als gut zu bewerten. Er ist unempfindlich gegen Insekten und Pilze und beständig gegen Nagetiere.

Schafwolle

Schafe werden ein- bis zweimal pro Jahr geschoren und geben dabei 2,5 bis 7kg Wolle. Die Schafwolle wird mit Kernseife und Soda gewaschen, dabei werden das überschüssige Wollfett und Verschmutzungen entfernt. Da natürliche Wolle anfällig für Kleidermotten ist, muss Wolle mit einem Motten und Käferschutzmittel ausgerüstet werden. Die Vernadelung zu Vliesen und Filz erfolgt mechanisch, ohne Bindemittel. Einige wenige Produkte werden auf ein Kunststoffgitter (Polyamid) gearbeitet. Synthetische Fasern werden mittlerweile (auch bei größeren Dämmstoffdicken) nicht mehr zugesetzt.

Schafwoll-Dämmstoff eignet sich gut für Holzkonstruktionen, da er sehr flexibel ist und bis zu einem Drittel seines Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne wesentlich an Dämmwirkung zu verlieren. Schafwolle weist sehr gute Wärme- und Schalldämmeigenschaften auf. Untersuchungen zeigen, dass Schafwolle aufgrund des hohen Keratin-Gehaltes neben Luftfeuchtigkeit auch Schadstoffe (wie Formaldehyd) aus der Raumluft aufnehmen und neutralisieren kann. Schafwolle ist wasserdampfdurchlässig und kurzfristig feuchteresistent. Schafwolldämmstoff hat im Vergleich zu anderen natürlichen Fasern einen hohen Flammpunkt, es entzündet sich erst bei 560 °C. Flammschutzmittel braucht es deshalb nur bei sehr leichten Produkten.

Nachhaltige Bau- und Dämmstoffe

Bei Baustoffen und Dämmstoffen gibt es verschiedene Label und Gütezeichen, die bei einer überlegten Auswahl Unterstützung bieten. Welche Gütesiegel beim Kauf von Bau- und Dämmstoffen hilfreich sind, finden Sie im Ratgeber "Bau- und Dämmstoffe" von „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“.

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