Gut geplant ist halb gewonnen

Eine lächelnde Frau schaut auf einen Plan, daneben steht ein Mann in blauem Bauarbeiteranzug und grinst die Frau an. gegenüber der beiden steht eine Bauarbeiterin mit Helm und erklärt den beiden Personen etwas am Plan.

BMK/Philipp Grausam

Egal, ob Sie große oder eher kleinere Umbauten vorhaben: jedes gelungene Projekt beginnt mit einem guten Plan. Verschaffen Sie sich gemeinsam mit einer/m Energieberater:in, einer/m Baumeister:in oder Architekturschaffende einen Überblick darüber, welche Sanierungsmaßnahmen in welcher Reihenfolge sinnvoll und empfehlenswert sind. Mit dieser Entscheidungsgrundlage fällt die weitere Vorbereitung dann auch viel leichter. Vielleicht haben Sie nämlich an die einfachsten und kostengünstigsten Maßnahmen gar nicht gedacht! Wir führen Sie Schritt für Schritt durch die Planungsphase, erklären Fachbegriffe, geben Ihnen einen ersten Eindruck zu Kosten und haben noch ein paar Tipps auf Lager, an die Sie beim Thema Sanierung vielleicht nicht gedacht hätten.

Wussten Sie, dass...

  • ...die Reihenfolge von Sanierungsmaßnahmen dafür entscheidend ist, dass die einzelnen Bauteile Ihres Hauses auch nach einer Sanierung wieder gut zusammenpassen. Fenster, Außenwände, Dach und Keller sollten möglichst aufeinander abgestimmt werden, und auch die Heizung muss an den neuen, niedrigeren Bedarf angepasst werden.
  • ...es sich auch beim Heizungstausch oder bei Sanierungsmaßnahmen lohnt mehrere Angebote einzuholen und zu vergleichen! Die Preise unterscheiden sich je nach Anbieter enorm.
  • ...es die höchste Förderung im Sanierungsscheck für die umfassende Sanierung im klimaaktiv Standard gibt. Das heißt, es werden so viele Dämm- und Erneuerungsmaßnahmen gesetzt, dass Ihr Haus nur mehr einen sehr niedrigen Heizwärmebedarf aufweist. Eine gesamte Gebäudedeklaration nach dem umfassenden klimaaktiv-Kriterienkatalog ist für die höhere Förderung nicht notwendig!

Die Vorteile einer umfassenden Sanierung

Fenster getauscht, und zwei Jahre später ist das Dach dran? Kann Sinn machen, meist ist es aber besser, beides gleichzeitig anzugehen. Eine umfassende Sanierung klingt für viele Hausbesitzer:innen zuerst abschreckend – in der Praxis sind jedoch bei älteren Gebäuden Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen meist einfacher umsetzbar, wenn sie im Paket geplant und durchgeführt werden. Ein Grund dafür ist, dass die einzelnen Teile der Gebäudehülle, also Dach, Außenwände, Kellerdecken und Fenster in Kombination mit der Heizung auch nach einer Sanierung ein gutes Gesamtpaket bilden sollten. Ist ein Bauteil Top, der angrenzende aber noch Flop, kann sich im schlimmsten Fall sogar Schimmel bilden. Bei einer umfassenden Sanierung werden alle Maßnahmen im Paket geplant und in einer sinnvollen Reihenfolge abgearbeitet.

Ein weiterer Vorteil einer umfassenden Sanierung ist die insgesamt viel kürzere Bauzeit. Mit einer guten Planung lässt sich sogar eine sogenannte Sockelsanierung inklusive neuer Strom-und Wasserleitungen in nur vier bis fünf Monaten umsetzen. Das Ergebnis entspricht annähernd einem Neubau und befreit Sie für einen längeren Zeitraum von weiteren Baustellenzeiten.

Zusammengefasst:

  • Höhere Förderungen bei umfassender Sanierung
  • Einmaliger Planungs- und Umsetzungsaufwand, in Summe kürzere Bauzeit – und länger Freude am neuen Haus!
  • Optimales Ergebnis durch abgestimmtes Gesamtkonzept

Umfassende Sanierung im klimaaktiv Standard

klimaaktiv steht für Qualität, in diesem Fall für die höchste Förderstufe im Sanierungsscheck. Das heißt, es werden so viele Dämm- und Erneuerungsmaßnahmen gesetzt, dass Ihr Haus nur mehr einen sehr niedrigen Heizwärmebedarf aufweist. Noch mehr Qualitätskriterien wie Anforderungen an Lüftung oder Materialien sind im klimaaktiv-Kriterienkatalog beschrieben. Wer alle Musskriterien einhält, erhält eine Auszeichnung als klimaaktiv Gebäude.

klimaaktiv Tipp: Für die höchste Förderstufe im Sanierungsscheck klimaaktiv Standard muss ausschließlich der neue niedrigere Heizwärmebedarf erreicht werden, die anderen Kriterien müssen nicht nachgewiesen werden.

Zusammengefasst:

  • Höchste Sanierungsförderung im Sanierungsscheck
  • Maximale Einsparung bei den Heizkosten
  • Moderne Heizungssysteme mit niedrigen Vorlauftemperaturen wie z. B. Wärmepumpen laufen in diesen Gebäuden optimal

Mehr Informationen zum klimaaktiv Gebäudestandard im Factsheet .

Einzelmaßnahmen und Sanierungsfahrplan

Manchmal geht sich eine umfassende Sanierung einfach nicht aus. Wenn Sie schon sicher wissen, dass es momentan beim Fenstertausch oder einer anderen Einzelmaßnahme bleibt, sollten Sie trotzdem einen sogenannten Sanierungsfahrplan oder Sanierungskonzept erstellen lassen. Im Sanierungsfahrplan werden alle sinnvollen Einzelmaßnahmen beschrieben und auch Grobkosten dafür benannt. Außerdem enthält der Fahrplan eine Empfehlung für die Reihenfolge der einzelnen Sanierungsschritte. Sanierungsfahrpläne werden von erfahrenen Energieberater:innen und Planer:innen erstellt und geben Ihnen einen Überblick darüber, welche Sanierungsvarianten mit Ihrem Budget kurz- mittel- und langfristig machbar und auch sinnvoll sind. Ihre Prioritäten setzen Sie selbst, werden jedoch gleichzeitig von Fachleuten unterstützt.

Energieausweis

Wie beim Kühlschrank oder bei einer Waschmaschine gibt es auch für Ihr Haus ein Energielabel. Das erhalten Sie, wenn Sie einen Energieausweis erstellen lassen. Der Energieausweis ist keine genaue Prognose, wieviel Energie Sie verbrauchen, ordnet jedoch ihr Haus in eine Größenordnung ein und lässt Schlüsse zu, wieviel Energie durch eine Sanierung eingespart werden kann. Ein Tipp: Lassen Sie durch ein erfahrenes Planungsbüro einen Energieausweis in Kombination mit mehreren Sanierungsvarianten in Form eines Sanierungsfahrplans erstellen und bestehen Sie vorab unbedingt auf eine Besichtigung des Gebäudes. Den Energieausweis benötigen Sie meist auch als Grundlage für eine Förderung. Mehr Informationen zum Energieausweis im Factsheet.

Planungskosten und Gesamtkosten

Sanierung kostet Nerven und Geld. Je weniger Geld Sie in die Planung stecken, desto mehr Geld und Nerven werden Sie wahrscheinlich in die Umsetzung stecken müssen. Im Durchschnitt belaufen sich die Planungskosten auf 5-10% des Gesamtbudgets, je nachdem ob Sie ein Architekturbüro mit an Bord nehmen und/oder eine Generalunternehmung beauftragen, die auch die Baustellenkoordination übernimmt. Geld für die professionelle Begleitung der Planung und Umsetzung Ihrer Sanierung ist jedenfalls gut eingesetzt, spätestens wenn es darum geht Endabrechnungen zu prüfen und nach zu verhandeln.

Wichtige Entscheidungen

Noch vor Beginn der Sanierung sollten Sie einige wichtige Entscheidungen für sich treffen. Trauen Sie es sich zu, mit den Handwerkern auf der Baustelle alle notwendigen Arbeiten zu besprechen und auch darauf zu achten, dass alle zeitgerecht für den nächsten Arbeitsschritt fertig sind? Wenn nicht, sollten Sie an einen Generalunternehmer denken, der dies für Sie übernimmt. Möchten Sie selbst mithelfen und einige Arbeiten selbst übernehmen? Wenn ja, nehmen Sie sich nicht zu viel vor, gerade wenn Sie wenig handwerkliche Erfahrung haben. Es gibt auch rundum viel zu tun. Vom Ausräumen, entrümpeln, Abbrucharbeiten, Ausmalen über Boden verlegen, Putzen und Einräumen – Sie bleiben beschäftigt. Apropos Entrümpeln. Vor dem Start sollten Sie mit allen Handwerkern auch Details vereinbaren:

  • Werden alte Teile entsorgt? Fallen dafür Kosten an?
  • Muss eine Mulde bereitgestellt werden? Wer beantragt die Aufstellung der Mulde?
  • Wo kann Material zwischengelagert werden?
  • Welche Toilette kann genutzt werden?
  • Wann darf gearbeitet werden? Wer hat einen Schlüssel? Wie wird die Baustelle hinterlassen? 

Behördenwege

Vor und im Zuge einer Sanierung sind meist auch einige Behördenwege zu erledigen. Dazu gehören Wege, damit Ihre Sanierung rechtliche Auflagen erfüllt (Bauanzeige, Bewilligungen) und auch Wege, damit eine Förderung in Anspruch genommen werden kann. Welche Wege in welchem zeitlichen Ablauf notwendig sind hängt stark davon ab, welche Maßnahmen Sie planen und in welchem Bundesland und sogar an welchem Ort Sie zu Hause sind. Natürlich macht es Sinn, sich bereits vorab im Bauamt der Gemeinde über die örtlichen Vorschriften zu informieren. Noch mehr Informationen zu den in Ihrem Fall notwendigen Behördenwegen und Förderungen erhalten Sie im Rahmen einer Vor-Ort-Energieberatung.

Fachbegriffe

Von Einzelmaßnahmen ist die Rede, wenn nur ein bestimmter Bauteil wie die Oberste Geschoßdecke oder Fenster saniert werden. Bei der Umsetzung sollte berücksichtigt werden, dass die Sanierung weiterer Bauteile oder der Heizungsanlage in späterer Folge gut und einfach möglich ist. Einzelmaßnahmen werden nur gefördert, wenn vorher festgelegte Anforderungen wie eine Verbesserung des Dämmwerts oder auch die Qualitätskriterien für Materialien oder Anlagen erfüllt sind. Was wofür gefordert ist erfahren Sie im Rahmen einer Energieberatung.  

Ein Sanierungskonzept oder Sanierungsfahrplan ist ein Bericht, in dem Empfehlungen für Sanierungsmaßnahmen in einem Gebäude festgehalten sind. Er kann im Zuge einer Energieberatung vor Ort erstellt werden oder infolge eines Auftrags zur Erstellung eines Energieausweises mit Berechnung verschiedener Sanierungsvarianten.  Zuerst muss aber Klarheit darüber bestehen, inwieweit das Gebäude abgeändert werden muss, um die Wohnbedürfnisse zu erfüllen. Soll der Grundriss oder die Fassade verändert werden, ist ein Zubau nötig? Liegt der endgültige Plan vor, kann ein Energieausweis erstellt werden. Im Bericht werden notwendige Sanierungsmaßnahmen konkret für Ihren Fall beschrieben und es wird auch eine Kostenabschätzung gemacht. Sie erhalten außerdem Empfehlungen, in welcher Reihenfolge Sie die Sanierung angehen sollten, wenn nicht alle Maßnahmen auf einen Schlag möglich oder gewünscht sind.

Bei einer umfassenden Sanierung werden mehrere sinnvolle Sanierungsmaßnahmen in einem Zugumgesetzt. Ziel der umfassenden Sanierung ist es, den NIedrigstenergiehausstandard für eine größere Renovierung zu erreichen. Für eine umfassende Sanierung ist immer ein Energieausweis notwendig. 

Factsheets: Gut geplant ist halb gewonnen