Wann Strom wirklich ökologisch ist

Strom aus erneuerbaren oder fossilen Energieträgern ist auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden, kommen doch beide aus der Steckdose. Die Stromerzeugung hat allerdings massive Auswirkungen auf das Klima. Wirklich nachhaltig ist nur zertifizierter Ökostrom.

Luftaufnahme von drei Windkraftanlagen im frühen Morgennebel

Quelle: iStock/studio-fi

Angesichts der drohenden Klimakatastrophe liegt es an jedem und jeder Einzelnen von uns, auf einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen zu achten. Fossile Energieträger, wie Erdöl oder Erdgas, haben ausgedient, dem Strom kommt eine immer wichtigere Bedeutung zu für eine klimaneutrale Zukunft. Aber auch wenn der Strom selbst umweltfreundlich erscheint, seine Erzeugung ist es nicht immer. Hierzulande dominiert zwar die Wasserkraft, aber in anderen Ländern wird der Strom noch immer vorwiegend aus Kohle, Gas oder Atomkraft erzeugt. Durch den internationalen Handel vermischt sich der Strom, sodass seine Herkunft oft nicht mehr eindeutig bestimmt werden kann.  

Was ist Ökostrom?

Als Ökostrom wird üblicherweise elektrische Energie bezeichnet, die aus umweltfreundlichen und erneuerbaren Energien hergestellt wird. Eine andere gängige Bezeichnung für Ökostrom ist Grün- oder Naturstrom. Im österreichischen Ökostromgesetz wird genau definiert, welcher Strom als Ökostrom bezeichnet werden darf. Dazu zählt unter anderem die Erdwärme, Solar-, Wind- und Wasserkraft. Aber auch Biomasse- oder Klär- und Deponiegasanlagen produzieren Ökostrom. Dem gegenüber steht der konventionell erzeugte Strom aus klimaschädlichen fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl oder Erdgas.

Diese sollen sich in Zukunft jedoch ändern, und zumindest in Österreich ist man diesbezüglich bereits auf dem besten Weg. Bis zum Jahr 2030 soll nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen zum Einsatz kommen. Derzeit stammen laut dem Ökostrombericht 2021 der E-Control bereits rund 85 Prozent des im Inland produzierten Stroms aus regenerativer Energie, wie Wind-, Wasser- und Sonnenkraft. Im Jahr 2019 waren es noch 81 Prozent. Die Rahmenbedingungen für die Energiewende werden im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) festgelegt. Das Gesetz weist den Weg zu 100% Ökostrom, denn bis 2030 sollen jährlich eine Milliarde € in Ökostrom investiert werden. Ebenso wird unter anderem auch für soziale Gerechtigkeit gesorgt: Einkommensschwache Haushalte, die von der GIS befreit sind, zahlen auch keine Ökostrom-Abgaben mehr. Da der Stromkauf meistens aus fossilen Energieträgern billiger ist, werden die Zusatzkosten für Erneuerbare Energien teilweise durch die Ökostrompauschale gedeckt. Nach der E-Control müssen Haushaltskund:innen einen Fixbeitrag von 35,97 Euro für die jährliche Ökostrompauschale zahlen. 

Vertrauen gut, Zertifikat besser

Im Normalfall haben die Konsument:innen keine Möglichkeit festzustellen, wie der Strom hergestellt wurde, der bei ihnen daheim aus der Steckdose kommt. Eine Ausnahme bieten private Photovoltaikanlagen. Die Stromlieferanten müssen daher bei ihren Tarifen deklarieren, aus welchen Energieträgern sich der gelieferte Strom zusammensetzt. Jeder österreichische Haushalt kann seinen Anbieter frei wählen. Die Wahl von Ökostrom verringert dabei den persönlichen ökologischen Fußabdruck und hilft bei der Bekämpfung der Klimakatastrophe.

Doch Vorsicht ist angesagt: Wo Öko draufsteht, ist nicht immer Öko drin. Bei jedem grünen Stromerzeuger, sei es Photovoltaik, Wind oder Wasserkraft, wird bei 1000 Kilowattstunden automatisch ein Ökostrom-Nachweis erstellt. Diese Nachweise werden an internationalen Energiebörsen gehandelt, allerdings meist getrennt von dem tatsächlich mit dieser Anlage erzeugten Strom. So kann Strom offiziell zu Ökostrom werden. Wer auf Nummer Sicher gehen will, dass es sich wirklich um echten Ökostrom handelt, sollte darauf achten, dass die Stromprodukte mit dem Umweltzeichen UZ46 zertifiziert sind. Ein getrennter Handel von Ökostromnachweisen und Strom ist beim Umweltzeichen UZ46 nicht zulässig. Ausschließlich Ökostromhändler können diese Zertifizierung erhalten.

Zertifizierter Ökostrom (UZ46)

Um das vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie ausgestellte Zertifikat für Ökostrom zu bekommen, muss der Anbieter strikte Regeln einhalten. Der Wasserkraftanteil darf 79 Prozent nur übersteigen, wenn jeder zusätzliche Prozentpunkt Wasserkraft ein zusätzliches Prozent Photovoltaikstrom nachweist. Der Rest kann aus Windkraft, Erdwärme oder Biomasse erzeugt werden. Wer zertifizierten Ökostrom bezieht, kann sich auf jeden Fall sicher sein, dass darin weder Atomstrom, noch Strom aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdgas oder Erdöl enthalten ist. Darüber hinaus ist es für eine Zertifizierung erforderlich, dass mindestens 10 Prozent der Erzeugungsanlagen nicht älter als 15 Jahre sind, beziehungsweise in den letzten 15 Jahren erneuert wurden. Denn erst neue Anlagen leisten einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz.

Wie sich der Strom in Österreich derzeit zusammensetzt und wieviel fossile Rohstoffe sich durch Photovoltaik und Wind einsparen lassen, können Sie auf unserem klimaaktiv Missionzero Fact Sheet: Ökostrom im Detail nachlesen.

Ökostrom ist jung und weiblich

Das Tarifvergleichsportal durchblicker hat die eigenen Vertragsabschlüsse im Zeitraum zwischen Juli 2020 und Juli 2021 analysiert: Bei jedem siebten Strom-Vertragsabschluss (13,05 Prozent) handelt es sich bereits um zertifizierten Ökostrom. Dabei scheinen Frauen umweltbewusster zu denken als Männer: Bei den Frauen haben sich mehr als 15 Prozent für zertifizierten Ökostrom entschieden, während es bei den Männern knapp unter 12 Prozent waren. Von der Altersgruppe her ist es vor allem die Gruppe der 26- bis 35-jährigen, die auf das Umweltzeichen UZ46 Wert legt.

Die Ökostrom Analyse zeigt auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle auf: In der Stadt Salzburg etwa, dem Spitzenreiter, macht der Ökostrom-Anteil bei den neuen Abschlüssen 19 Prozent aus, in Wien und Eisenstadt 17 Prozent. Betrachtet man die Bundesländer insgesamt, kommt das Burgenland aber nur noch auf 9 Prozent. In Kärnten, Tirol und Vorarlberg sind es gar nur 8 Prozent. In den ländlichen Regionen herrscht diesbezüglich also noch großer Aufholbedarf.  

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