Die eigene Photovoltaikanlage auf dem Balkon

In Zeiten der Klimakrise gewinnen erneuerbare Energien immer mehr an Bedeutung. Deswegen ist es wichtiger denn je, dass wir uns fragen, woher unsere Energie denn eigentlich kommt.

Zwei Frauen halten gemeinsam ein PV Panel am Balkon und versuchen es in die Höhe zu heben

iStock/Erdark

Stromerzeugung durch Photovoltaik bietet eine Möglichkeit einen aktiven Beitrag zur Energiewende und damit zum Klimaschutz zu leisten. Doch was tun, wenn keine eigenen Dachflächen zur Verfügung stehen?

Sie haben sie bestimmt schon in der Werbung oder direkt im Einsatz gesehen. Man nennt sie Mini-, Balkon- oder Plug-in-Photovoltaikanlagen – manchmal auch besser bekannt als Balkonkraftwerke. Damit können auch Mieter:innen oder Wohnungseigentümer:innen selbst Strom erzeugen.
Balkon-Photovoltaikanlagen bestehen in der Regel aus einem oder aus zwei Modulen. Die Module lassen sich ohne großen Aufwand am Balkongerüst oder an der Fassade montieren, diese erzeugen Strom, den man selbst verwenden kann, und überschüssiger Strom kann direkt über die Steckdose ins Netz eingespeist oder in kleinen Speichern für den späteren Eigenverbrauch gespeichert werden.

Gut zu wissen: Seit Anfang 2024 sind Photovoltaikanlagen mit einer Spitzenleistung von bis zu 35 Kilowatt (kWp) und Balkonkraftwerke, die bis zu 800 Watt an Leistung liefern, von der Umsatzsteuer befreit.

Möglichkeiten mit einer Mini-Photovoltaikanlage

Diese besonders kleinen Photovoltaikanlagen eignen sich speziell für den Einsatz im städtischen Bereich. Dort, wo die Installation von Solaranlagen auf dem Dach nicht möglich ist, eignen sich die Balkonkraftwerke besonders gut, um auf kleinstem Raum Energie zu erzeugen. Die Mini-Photovoltaikanlagen lassen sich einfach an Balkonbrüstungen montieren, um damit selbst Strom zu produzieren. Über eine App kann man täglich feststellen, wie viel eigener Strom erzeugt wurde.
Die Mini-Kraftwerke sind ein bis zwei Quadratmeter groß und können je nach Leistung und Standort bis zu 500 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Die Energiekosten sinken entsprechend.

In der Regel handelt es sich um Kleinanlagen bis zu 0,8 Kilowatt Peak. Hier sprechen wir von der sogenannten Engpassleistung einer Photovoltaikanlage, welche die maximal mögliche elektrische Dauerleistung der Anlage beschreibt. Die Anschaffungskosten einer solchen Anlage liegen zwischen 500 Euro und 3.000 Euro. Das Balkonkraftwerk wird direkt an die Steckdose angeschlossen, und ein eingebauter Wechselrichter wandelt den erzeugten Strom so um, dass er im eigenen Haushalt genutzt werden kann.

Gut zu wissen: Nach einer Berechnung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) kann mit einer Balkonanlage in den sonnenreichen Monaten tagsüber die Grundlast (wenn man außer Haus ist) gut abgedeckt werden. Geht man von einem − eher konservativ geschätzten − durchschnittlichen Jahresertrag von circa 400 kWh bis 450 kWh aus, kann man damit die Kühl-Gefrier-Kombination und die Waschmaschine den größten Teil des Jahres betreiben. Bei Verwendung energieeffizienter Geräte reicht es sogar für den Betrieb eines Geschirrspülers.

Der Jahresertrag und der damit verbundene Eigennutzungsgrad kann durch optimale Ausrichtung und Aufstellwinkel sowie durch den Einsatz eines Batteriespeichers weiter gesteigert werden. Auf jeden Fall können Standby-Verbräuche wie WLAN, TV, Stereoanlage und so weiter gut mit einem eigenen PV-Modul auf dem Balkon abgedeckt werden.

Alles was Sie über Balkon-Photovoltaikanlagen wissen sollten:

Das gilt es bei Balkonkraftwerken zu beachten

  • Rechtliche Vorgaben: Die Rechtslage ist nicht vollständig geklärt und laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) „für den Einzelnen eigentlich nicht überschaubar“. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb die gesamte Situation vor Ort von einer Fachkraft prüfen lassen. Ein Stromzählertausch ist jedoch verpflichtend! Wenn Sie noch keinen Zähler mit Rücklaufsperre – also ein digitales Messgerät – haben, müssen Sie einen Zählertausch vornehmen, da sonst der Zähler bei einer Stromeinspeisung rückwärtslaufen würde. Es bedarf zwar keiner Genehmigung einer solchen Anlage in Österreich, jedoch ist eine Verständigung des Netzbetreibers zwei Wochen vor Inbetriebnahme der Anlage notwendig und die Maximalleistung der Mini-Photovoltaikanlagen ist auf 800 Watt begrenzt.
  • Installation: Die Installation einer solchen Anlage ist zwar einfach, da sie keine großen technischen Kenntnisse und baulichen Maßnahmen erfordert. Allerdings ist auch hier die rechtliche Grundlage nicht ganz klar. Da es in der Regel durch die Balkon-Photovoltaikanlagen zu keinen baulichen Veränderungen am Gebäude kommt, muss man Eigentümer:innen grundsätzlich nicht informieren. Allerdings kommt es zu einer „Veränderung des Erscheinungsbildes“ des Gebäudes, und diese ist wiederum bewilligungspflichtig. Sie sollten sich also in jedem Fall mit Ihrer Vermieterin oder Ihrem Vermieter absprechen bzw. Miteigentümer:innen informieren, bevor Sie eine solche Anlage installieren.
  • Stromeinspeisung: Wenn tagsüber niemand zu Hause ist, um den selbst erzeugten Strom zu verbrauchen, und Ihre Anlage über keinen Speicher verfügt, muss der Überschuss ins Netz eingespeist werden. Leider gibt es dafür keine Vergütung. Die Stromeinspeisung muss direkt über die Wandsteckdose erfolgen. Verwenden Sie keine Mehrfachverteiler oder ähnliches, da es sonst zu Überlastungen kommen kann.
  • Standortbedingungen: Ein Nachteil von Balkonmodulen gegenüber Modulen auf Dächern ist die Verschattung durch umliegende Gebäude oder Bäume. Diese kann die Leistung der Module stark reduzieren. Außerdem ist es schwierig, den optimalen Neigungswinkel zu finden. Durch die Montage an Balkongeländern beträgt dieser 90 Grad, was für eine maximale Stromerzeugung nicht optimal ist. Der ideale Neigungswinkel liegt bei einer Südausrichtung in den meisten Fällen bei 30 Grad. Außerdem begrenzt die Größe des Balkons die Größe der Module, da der Balkon ja auch genutzt werden will.

Vorteile von Balkonkraftwerken

  • Umweltfreundlich: Mit steckerfertigen Mini-Photovoltaikanlagen können Sie Strom zur eigenen Verwendung erzeugen - auch ohne eigenes Dach! Denken Sie allerdings daran, sich mit den Hausbesitzer:innen oder Miteigentümer:innen abzustimmen.
  • Einfache Montage und Flexibilität: Ein weiterer großer Vorteil ist der einfache Aus- und Abbau einer solchen Anlage. Mini-Photovoltaikanlagen sind mobil und können zum Beispiel bei einem Umzug oder auch im Urlaub mit dem Wohnmobil bequem mitgenommen werden. Da diese Anlagen einfach über die Steckdose an das Stromnetz angeschlossen werden, kann die Installation einfach durchgeführt werden. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich jedoch, eine Elektrofachkraft hinzuzuziehen.
  • Platzsparend: Theoretisch können diese Anlagen an jedem sonnigen Ort installiert werden: Balkon, Garten, Fassade oder auf dem Dach Ihrer Gartenhütte.
  • Kostensenkend: Diese Minikraftwerke haben auf jeden Fall das Potenzial, die Energiekosten zu senken. Angesichts der hohen Strompreise ist das sicher eine Überlegung wert. Wann sich eine solche Anlage amortisiert, hängt jedoch stark von den Gegebenheiten ab:
  1. Wie ist der Balkon ausgerichtet?
  2. Welche Verbraucher gibt es in der Wohnung, die die Solarmodule versorgen können?
  3. Ist man häufig zur Mittagszeit (also dann, wenn die Sonne am stärksten strahlt) zu Hause, um weitere Geräte zu nutzen?
  4. Entscheidend dafür, wann sich eine solche Anlage rechnet, ist vor allem die Frage, wie viel der erzeugten Energie auch tatsächlich in der Wohnung verbraucht werden kann und nicht einfach ins Netz eingespeist wird.
  5. Tipp: Nutzen Sie die Startzeitvorwahl Ihrer Waschmaschine oder Ihres Geschirrspülers! Der Eigennutzungsgrad kann auch mit dem Einsatz eines kleinen Speichers erhöht werden. So kann der selbst erzeugte Strom auch dann genutzt werden, wenn die Sonne nicht scheint.

Kauftipp: Achten Sie auf eine CE-Kennzeichnung und eine Betriebsanleitung mit den notwendigen Sicherheitshinweisen und vermeiden Sie No-Name-Produkte. Mit dieser Kennzeichnung wird gewährleistet, dass Ihre Anlage alle EU-weiten Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzanforderungen erfüllt und vom Hersteller geprüft wurde. Beim Kauf sollten Sie außerdem auf Zertifizierungen unabhängiger Prüfinstitute (z. B. Technischer Überwachungs-Verein - TÜV) achten. Es empfiehlt sich außerdem, die vorhandene Elektronik vor der Installation des Balkonkraftwerks von einer Elektrofachkraft überprüfen zu lassen – insbesondere in Altbauten ist ein solcher Check ratsam.

So lohnt sich die Anschaffung einer Photovoltaikanlage für den Balkon

Für diese Kleinanlagen gibt es durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten. Insbesondere dort, wo kein direkter Zugang zum öffentlichen Stromnetz besteht oder kein Platz für eine Dachanlage vorhanden ist. So sind Mini-Photovoltaikanlagen ideal für Balkone, Campingplätze oder Gartenhäuser. Wer jedoch über genügend Dachfläche verfügt und größere Mengen Strom selbst erzeugen möchte, für den lohnt sich die Investition in eine Dachanlage. Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zur eigenen Photovoltaikanlage in unserem Photovoltaik-Leitfaden zusammengefasst.

Vergrößern Sie Ihren Klima-Handabdruck und maximieren Sie Ihre Reichweite: Eine Balkon-PV-Anlage ist eine großartige Möglichkeit, um Ihren ökologischen Handabdruck zu vergrößern. Teilen Sie Ihre Erfahrungen, Vorteile und Motivation mit ihren Nachbar:innen, Freund:innen oder der Familie. Vielleicht schaffen diese ja bald selbst eine eigene Anlage an.

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