Mythos - stimmt's oder stimmt's nicht?
Manche Gerüchte rund ums Thema Energiesparen halten sich hartnäckig.
Hier verraten wir Ihnen, an welchen wirklich etwas dran ist – oder eben
nicht.
Mythos 1:
Reinigungsprogramme:
Je schneller, desto sparsamer!
Je kürzer
Waschmaschine oder Geschirrspüler im Betrieb sind, desto weniger Energie und
Wasser wird verbraucht. Daher sollten man nach Möglichkeit Kurzprogramme
nutzen, die viel Zeit und damit auch viel Energie sparen.
Klingt
eigentlich logisch, ist aber katastrophal falsch! Ein einfaches Beispiel: Sie fahren
mit einem Auto von A nach B – einmal mit 160 km/h und einmal mit 80 km/h. Keine
Frage, mit 160 km/h werden Sie Ihr Ziel doppelt so schnell erreichen, dabei
allerdings auch sehr viel mehr Treibstoff verbrauchen als mit 80 km/h.
Genauso
verhält es sich mit den Reinigungsprogrammen. Auch Waschmaschine und Geschirrspüler
benötigen im Schnellwaschgang mehr Energie, um die gleichen Reinigungsergebnisse
in kürzerer Zeit zu erbringen. Das liegt vor allem daran, dass das Aufheizen des
Wassers beim Waschen den größten Anteil an Energie braucht. Die sparsamen Eco-Programme
nutzen niedrigere Temperaturen und kompensieren dies eben mit einer längeren
Laufzeit. Außerdem hat hier das Reinigungsmittel mehr Zeit einzuwirken. Die
Programmdauer kann sogar bis zu drei Stunden und mehr betragen. Unterm Strich
kommt beim Eco-Programm jedenfalls eine ordentliche Energieersparnis raus. Besonders
für stark verschmutzte Wäsche ist ein Programm mit längerer Laufzeit die
bessere Wahl.
Sollte
man im Alltag darauf angewiesen sein, dass die Wäsche (oder das Geschirr) zu
einem bestimmten Zeitpunkt fertig ist, dann empfiehlt es sich, die so genannte
Startzeitvorwahl zu nutzen. Damit ist das Gerät zur vorgegebenen Zeit fertig –
beispielsweise, wenn Sie abends von der Arbeit nach Hause kommen.
Mythos 2: Nur hohe Waschtemperaturen entfernen Flecken.
Je höher die
Waschtemperatur, desto besser die Fleckenentfernung und desto hygienischer das
Waschergebnis.
Im
Grunde hat sich dieser Mythos selbst überholt. Moderne Textilien sind
inzwischen nämlich kaum noch für höhere Waschtemperaturen geeignet. Müssen sie
aber auch nicht sein, denn im Regelfall reicht es aus, die Kleidung mit maximal
30/40 Grad zu waschen. Moderne Waschmittel sind heute nämlich so konzipiert,
dass die Wäsche gar nicht wärmer gewaschen werden muss, um hygienisch sauber zu
werden – dafür sorgen hochwirksame Enzyme, die auch Keime abtöten. Das gilt
übrigens auch für hygienisch vermeintlich „heikle“ Wäschestücke wie etwa
Unterwäsche oder Socken.
Eines
ist jedenfalls amtlich: Wer seine Wäsche bei niedrigeren Temperaturen wäscht,
spart Energie und Geld. Die Energiemenge einer 60-Grad-Wäsche reicht für drei
Trommeln Wäsche mit 30 Grad. Der Stromverbrauch sinkt deutlich, wenn die
Temperatur nur um 10 Grad gesenkt wird, denn das Aufheizen des Wassers benötigt
beim Waschen die meiste Energie.
Normalerweise
enthält unsere Wäsche auch keine Keime, die uns gefährlich werden könnten. Zwei
Ausnahmen: die Wäsche wurde von einem kranken Familienmitglied getragen oder
ist von Ungeziefer (Läusen usw.) befallen. In diesem Fall sollten Sie sich für
das 60-Grad-Programm entscheiden, ein bleichmittelhaltiges Waschmittel (tötet
Keime besonders effektiv) einsetzen und nach Möglichkeit die Stücke separat
waschen. Vorsicht: das allseits beliebte 90-Grad-Hygiene-Programm ist hier
nicht unbedingt zu empfehlen, da Temperaturen über 60 Grad verhindern, dass die
Waschenzyme in den modernen Waschmitteln ihre Wirkung entfalten – sie werden
bei den hohen Temperaturen zerstört und somit unwirksam.
Und
noch ein Tipp: Wenn Sie regelmäßig mit geringen Temperaturen waschen, können
sich in der Maschine Keime bilden und schlechte Gerüche verursachen. Um das zu
verhindern, einmal im Monat eine 60 Grad Wäsche laufen lassen und dabei ein
bleichmittelhaltige Vollwaschmittelpulver verwenden. Außerdem das Pulverfach
regelmäßig reinigen und die Tür nach den Waschgängen offenlassen.
Mythos 3:
LED-Lampen sind Umweltsünder
LED-Lampen
verbrauchen zwar im Betrieb weniger Energie, ihre Herstellung, Lieferung und
Entsorgung ist aber so energieaufwändig und umweltschädlich, dass LED-Lampen
unsere Umwelt in Wirklichkeit noch mehr belasten.
Zugegeben,
im Ansatz ist hier doch ein Körnchen Wahrheit versteckt – aber eben nur im
Ansatz. Es ist richtig, dass LED-Lampen bei der Herstellung mehr Energie
verbrauchen, als traditionelle Glüh- oder Halogenlampen: Bei einer LED-Lampe
beträgt der Bedarf rund drei bis fünf Kilowattstunden, bei einer Glühlampe sind
es maximal 0,9 Kilowattstunden. Der Teufel steckt hier aber – wie so oft – im
Detail. Entscheidend ist nämlich die Ökobilanz über die gesamte Lebensdauer
hinweg.
Dazu
gehören eben alle Faktoren wie Rohstoffe, Herstellung, Transport, Betrieb und
Entsorgung. Mit einem Anteil von einem Prozent am gesamten Energieverbrauch
fällt die Rohstoffgewinnung hier kaum ins Gewicht – selbst wenn für LEDs neben
Aluminium auch seltene Erden benötigt werden, die ja nicht unbedingt für
ressourcenschonende Gewinnung stehen. Kaum einen Einfluss hat übrigens auch der
Transport, der ebenfalls nur rund ein Prozent ausmacht. Wie eine Osram-Studie
zeigt, schlägt sich die gesamte Herstellung mit zwei bis fünf Prozent in der
Gesamt-Ökobilanz von LED-Lampen nieder. 95 bis 98 Prozent der aufgewendeten
Energie werden folglich im Einsatz, also bei der Erzeugung von Licht,
verbraucht.
Nachdem
LED-Lampen im Betrieb sehr wenig Energie verbrauchen und zudem eine enorm lange
Lebensdauer haben, ist der höhere Produktions-Energiebedarf rasch wettgemacht.
Bereits nach 450 Stunden schneidet die LED-Lampe (gesamt-)energetisch gesehen
besser ab als eine vergleichbare Halogenbirne. Hinzu kommt die rund zehnmal
längere Lebensdauer einer LED-Lampe. Je länger eine Lampe hält, umso mehr
verringert sich der Einfluss der Produktion an der Gesamtenergiebilanz. Eine
LED-Lampe hält im Schnitt 15 bis 20 Mal länger als eine Glühlampe und benötigt
dabei ca. ein Siebtel weniger Energie. Diese Tatsache hat übrigens den netten
Nebeneffekt, dass Sie mit LED-Lampen nicht nur Energiekosten sparen, sondern
auch Ihr Neuanschaffungs-Budget schonen können.
Mythos 4: LED-Lampen sollte man besser brennen lassen
LED-Lampen
verbrauchen beim Einschalten so viel Strom, dass es besser ist, sie brennen zu
lassen, falls man nur für ein paar Minuten den Raum verlässt. Außerdem schadet
das mehrmalige Ein- und Ausschalten der Lampe, so dass diese früher kaputt
geht.
Zugegebenermaßen ein
sehr hartnäckiges Gerücht, das seinen Ursprung in den ersten Energiesparlampen
haben dürfte. Damals war das tatsächlich so, dass zu häufiges Ein- und
Ausschalten den sicheren frühen Tod des Leuchtmittels bedeutete. Abgesehen
davon, dass es mitunter immer mehrere Minuten dauerte, bis die endgültige
Helligkeit erreicht wurde. Solche Energiesparlampen sind heutzutage aber nicht
mehr am Markt erhältlich. Zwar verbraucht auch eine klassische Glühbirne beim
Einschalten mehr Strom als im Dauerbetrieb, allerdings ist bzw. war dieser
Zeitraum so kurz (ca. eine Sekunde), dass der Effekt keine Rolle spielt(e). Bei
Leuchtstoffröhren mit klassischen Starten dauert es ein wenig länger: nach
spätestens 30 Sekunden ist aber auch hier der Einschalteffekt vorüber.
Abgesehen davon, dass es aus praktischen Gründen eher unwahrscheinlich ist,
dass man das Licht ausschaltet, nur weil man einen Raum für 20 Sekunden
verlässt.
Generell gilt die
Faustregel: nur eine ausgeschaltete Lampe verbraucht keine Energie. Es stimmt
auch nicht, dass sich die Lebensdauer einer LED durchs Ein- und Ausschalten
verkürzt. Schaltfeste LED-Lampen (die Anzahl der Schaltzyklen findet sich
übrigens auf der Verpackung, z.B. 100.000) kann man über viele Jahre täglich
mehrmals Ein- und Ausschalten, ohne dass diese kaputt gehen.
Mythos 5:
Der Abwasch von Hand ist energieeffizienter, als mit dem Geschirrspüler
Geschirrspüler
brauchen viel Energie, der Abwasch per Hand nicht. Und selbst beim
Wasserverbrauch hat die manuelle Reinigungsvariante die Nase vorn.
Eigentlich
ist’s ja ein Wunder, warum sich dieser Mythos so hartnäckig halten kann. Schon
1966 hat die deutsche Stiftung Warentest nämlich festgestellt, dass
Geschirrspülen zu den unbeliebtesten Hausarbeiten zählt. Viel dürfte sich seit
damals an der Beliebtheit nicht geändert haben, außer vielleicht, dass
inzwischen recht praktische Alternativen zur Verfügung stehen. Waren die
Geschirrspüler der Anfangsjahre wirkliche echt Strom- und Wasserfresser, so ist
das bei den modernen Geräten heutzutage nicht mehr der Fall.
Ganz
im Gegenteil: energie- und wassersparende Geschirrspüler arbeiten deutlicher
effizienter, als es der Mensch beim Abwasch je könnte. Das Spülen mit der
Maschine ist an Effektivität und Sparsamkeit schwer zu überbieten, aber nur
sofern das Gerät auch richtig genutzt wird. Schon beim Kauf sollte man daher
darauf achten, dass man sich für ein möglichst effizientes Gerät
(Energielabel!) in angemessener Größe entscheidet. Für einen Pärchen- oder
Singlehaushalt lohnt sich evtl. kein 60 cm breites Gerät und ist die 45
cm-Variante die bessere Alternative. Die Dimensionierung
ist deshalb wichtig, weil nur ein voll beladenes Gerät wirklich effizient
arbeitet.
Außerdem sollte man auf Spar-und Eco-Programme setzen, um Strom und Wasser zu
sparen.
Der
Abwasch per Hand verbraucht meistens doppelt so viel Wasser wie eine moderne
Spülmaschine. Allerdings gibt’s aber durchaus auch Situationen, in denen es
sich lohnt, manuell abzuwaschen. Das ist vor allem bei kleineren Geschirrmengen
der Fall. Für zwei Teller und zwei Tassen sollte man wirklich nicht den
Geschirrspüler starten.